Outback

Sonntag, 2. Juli 2006, 8:43. Tag 77 der Reise.

Musik fuer das Roadmovie durch das Outback: The Notwist, Home Of The Lame, die Girls In Hawaii, der Walk The Line OST, auch die rauheren Tomte-Songs. In den einzigen beiden relevanten Staedten — Mt Isa und Alice Springs — kommt noch unser absoluter Lieblingssender dazu: Triple J! Da laeuft dann alles moegliche an australischem/britischem Indy. Ganz fein zum Beispiel: eine Streicher-Version von Radioheads “2+2=5″ vom noch nicht erschienenen Cover-Album. Muss ich doch gleich mal wieder meine Amazon-Wunschliste aktualisieren. :-)

Da haben wir auch gleich das Haar in der Australiensuppe gefunden! Kein Amazon, Cyberport, ! Fragt man nach Tips zum Online-Shopping, bekommt man eBay als einzige Antwort. Okay, die Post braucht in manche Ecken schon mal zehn Tage, aber die Haelfte der Australier wohnt eh in der ein oder anderen Millionenstadt.

Zurueck zum Outback. Von Cairns aus sind wir auf dem Savannah Highway gen Westen und spaeter auf dem Matilda Hwy nach Sueden gefahren. Beide Highways bestehen zu grossen Teilen aus nur einer bitumierten Spur, die man sich mit der Gegenrichtung teilt. Wenn einem dann aller zwei bis zehn Minuten jemand entgegenkommt, weicht man wie der andere zur Haelfte auf den mit Schotter befestigten Randstreifen aus; bei Road-Trains macht man auch gern mal die ganze Spur frei.

Die sagenumwobenen Road-Trains sind aber in Wirklichkeit nicht nimmer-enden-wollende, steinewerfende und damit Frontscheiben-fressende Staublawinen. Ich wuerde eher sagen es sind LKW mit Anhaenger (kennt man ja) mit Anhaenger hintendran (so wie die LPG-Laster in Deinem Heimatdorf). Ganz selten haengt noch ein weiterer Anhaenger dran. Aber das ganze ist in Queensland auf 50, hier im Northern Territory auf 53,5 Meter Laenge beschraenkt - ist also im Grunde schnell vorbei.

Eine schoene Sache, die Dich sofort in der Reihe der Gleichgesinnten willkommen heisst, ist das gegenseitige Gruessen: vom laessig vom Lenkrad abgespreitzten Zeigefinger, ueber das hippieske Peace-Zeichen, bis zum freundlichen Winken. Auf den groesseren, bis zu achzig Kilometer langen, perfekt geraus laufenden Abschnitten freut man sich schon auf diese Ablenkung durch den sich lange vorher ankuendigenden Gegenverkehr.

Klingt langweilig? Weit gefehlt! Nirgends kann man besser die Seele baumeln und die Gedanken schweifen lassen. Schleichend veraendert sich der Ausblick, jede Stunde kommt ein neue Baumart hinzu oder verschwindet, die Buesche veraendern ihre Form, oder man entdeckt kleine, weiss bluehende Blumen. Im Zentrum wird all das von einem reinen, blauen Himmel ueberdacht. Wolken dringen nicht so haeufig so weit ins Landesinnere vor.

In 20 Meter Abstand zur Strasse verlaeuft oft ein Weidezaun. Es gibt aber auch grosse ungeschuetzte Strecken, da laufen dann manchmal die Rindviecher auf der Strasse herum. Der Zaun verlaeuft dann nur zwischen den Laendereien und da, wo er eine Strasse kreuzt, besteht diese dann nur aus einem fuer oben genannte Huftiere unueberwindbaren Gitter.

Die beiden grossen Highways (Barkly Hwy: Ost-West und Stuart Hwy:Nord-Sued) sind komplett zweispurig, also eine Spur pro Richtung. Es herrscht auch ein Stueck mehr Verkehr, doch das Outback-Feeling bleibt. Auch hier faehrt man abends einfach ein Stueck neben die Strasse und hat damit seinen Rastplatz fuer die Nacht gefunden.

Gestern hat es uns dann zum groessten Konkurrenten des Sydney Opera House in Sachen beliebtestes Postkartenmotiv gefuehrt: dem Uluru (von alles in Besitz nehmenden Weissen auch mal Ayers Rock getauft). Und echt: es handelt sich um ein einiziges, ueberdimensional grosses, rotes, abgerundetes Steinchen.

Die Aboriginals bitten, dieses eine ihrer vielen Heiligtuemer nicht zu besteigen. Der Lonely Planet schreibt dazu, man wuerde ja auch nicht waehrend einer Messe auf den Altar im Notre Dame klettern. Stimmt. Hat aber nix mit Uluru zu tun.
Die Besteigung ist ganz schoen hart. Das sollte fuer die meisten der Hauptgrund sein, es zu lassen. Es muessen auf einem sehr steilen “Weg” ueber 300 Hoehenmeter ueberwunden werden. Ausrutschen sollte man da auf keinen Fall, sonst legt man moeglicherweise die gesamte Strecke zurueck nach unten innerhalb weniger Sekunden im Rollen zurueck. Innerhalb der letzten Jahrzehnte sind auf diese Weise oder durch akuten Herzkasper ueber 70 Menschen zu Tode gekommen. Und da sind wir wieder bei den Aboriginals, die nicht moechten, dass ihre heilige Staette dafuer verantwortlich ist. Von Entweihung, Kraenkung der Goetter oder Beleidigung ihres Glaubens ist nirgends die Rede.

Wir also (wie der Grossteil der Besucher) Kamera, Broetchen und viel Wasser geschnappt, die guten Trekkingschuhe angezogen und los. Nach vielen Pausen und einiger Anstrengung entschaedigt der Blick von oben fuer alles. Da steht man mitten im Nichts auf einem grossen Stein und hat mal richtig Ueberblick ueber das Nichts! Dazu Sonneschein und ein leichter, frischer Wind. Klasse Picknickplatz; leider darf man weder oben, noch im Umkreis campen.

Wieder unten haben wir uns groesste Muehe gegeben (Blende vs. Belichtungszeit, Weissabgleich, Unschaerfe, Blattwerk im Vordergrund) fuer Euch ein wuerdiges Bild zu machen. Vermutlich hat bei den Postkarten aber Photoshop seine Finger im Spiel. In Natura ist es halt doch einfach ein grosser roetlicher Stein.

Nach einer wiedermal erstaunlich kuehlen Nacht (fuenf Grad gegenueber mindestens 25 am Tag) fuehrt uns heute der Stuart Hwy wieder zurueck gen Norden. Das bedeutet nach Alice zwei Tage lang nur Sonne, Highway, und aller paar hundert Kilometer eine Tankstelle. Also ich freu mich drauf :-)

Sorry fuer den etwas laenglichen Text, dabei hab ich noch nicht mal die Devil’s Marbels, den Ghan, die Termitenhuegel und ueberhaupt die wilde Tierwelt erwaehnt. Dem Outbackgefuehl kann mit Worten sowieso nicht gerecht werden.

Ganz liebe Gruesse von uns beiden hier ganz weit unten! Vergesst uns nicht und schreibt doch mal wie es Euch so geht!

der Yaron

und dann doch nach Fraser

Samstag, 24. Juni 2006, 7:42. Tag 69 der Reise.

Mittlerweile hören wir wieder ein bisschen Radio während der Fahrt, um uns die neusten Nachrichten anzuhörnen. Da wir uns auf den Wetterbericht sowieso nicht mehr verlassen, interessiert uns am meisten welcher Wochentag gerade ist. Durch unser andauerndes Fahren haben wir schon lange das Zeitgefühl verloren, welcher Wochentag gerade ist.

Ich kann auch gar nicht mehr genau sagen, wann wir nun auf Fraser Island waren. Auf jeden Fall haben wir uns nach einem einigermaßen sonnigen Tag doch entschieden einen kleinen 4WD zu mieten und zwei Tage auf der Insel zu verbringen. Das war zwar nicht ganz billig, aber schon auf der Überfahrt haben wir gemerkt, dass wir richtig entschieden haben. An einen geländegängigen Bus mit 40 anderen Leuten haben wir erst gar nicht gedacht, wenn dann schon eher eine Selfdrivingtour mit bis zu 9 anderen, unbekannten Backpackern. Auf der Fähre haben wir dann die Jeeps mit den eingequetschten Backies gesehen. Zu elft in so einem Auto mit dem ganzen Equipment für 3 Tage Zelten, da haben Ölsardinen in einer Dose mehr Platz und die bekommen wenigstens keine blaue Flecken beim Fahren!

Sobald wir auf der Insel waren, hieß es dann den 4WD einschalten und durch die Insel fahren. Die sandigen Pisten schlängelten sich durch den Regenwald, Horst wäre hier nie durchgekommen! So richtig schnell kamen wir auch nicht voran, aber es machte ne Menge Spaß über Baumwurzeln, tiefe Löscher und weichen Sand zu fahren. Die erste Pause machten wir dann an einem der zahlreichen Süßwasserseen. Das sonnige Wetter machte die paradiesische Kulisse perfekt: weißer Sand, türkises Wasser und im Hintergrund kleine mit Regenwald bewachsene Berge. Leider war das Wasser dann doch ein bissl kalt, es ist ja Winter! Die Fahrt weiter zur “Inselautobahn” - der Oststrand ist die einzige Möglichkeit wirklich schnell von Süden nach Norden oder umgekehrt zu kommen. Zum Schwimmen ist das Wasser leider nicht geeignet, Haie sollen hier ihr Unwesen treiben. Die Wellen sahen aber teilweise doch recht einladend fürs Surfen aus!

Immer wieder mussten wir abbremsen, weil kleine Bäche den Weg kreuzten und Wasserrinnen ein schnelleres Fahren verhinderten. Der Gegenverkehr war nicht so störend, da wie auf der gesamten Insel kaum etwas los war. Das Wrack der “Maheno”, ein in den dreißiger Jahren gestrandetes Passagierschiff, war schon von weitem zu sehen. Total verrostet und von Meerestieren bewachsen, liegt das Schiff halb im Sand. Jeder macht hier halt um ein paar Aufnahmen für die Daheimgebliebenen zu machen. Natürlich auch wir (Yaron und Bernd)!

Etwas weiter im Norden haben wir dann unser Zelt gleich hinter einer Düne aufgestellt und schon kam auch der erste Dingo, der aber bald das Weite suchte. Die Dingos hier darf man weder füttern noch streicheln, da es teilweise schon zu tödlichen Attacken kam! Zum Abendbrot gabs dann Dosenspaghetti unterm Sternenhimmel, Millionen von Sterne funkelten vom Himmel herunter, man kann sich einfach nie daran satt sehen, so viele Sterne zu sehen. Der ein oder andere Dingo schlich von der Dunkelheit geschützt um uns herum. Mindestens einen haben wir nur ein paar Meter von uns entfernt schemenhaft erkannt.

Früh am nächsten Morgen mussten wir gleich wieder gen Süden fahren, da die Flut immer näher rückte und wir nicht mit dem Mietwagen ins Salzwasser durften. Zum Abschied kam wieder mal ein Dingo vorbei. Ein letzter Abstecher führte uns zum Lake McKenzie, zum schönsten aller Seen hier und zur Central Station, einem früheren Stützpunkt der Holzfäller, wo ich mal wieder ein Prachtexemplar von Spinne entdeckt habe. Die letzte Fähre zum Festland brachte uns dann wieder nach Hervey Bay.

Der BERND

P.S. mittlerweile sind wir in Cairns

Regen an der Fraser Coast

Donnerstag, 15. Juni 2006, 0:36. Tag 60 der Reise.

Am letzten Tag an der “Sushi Coast” hab ich es dann endlich geschafft, ich stand ein paar Sekunden auf dem Surfbrett und wurde von der Welle getragen. Ein super Gefühl nach Hunderten von Versuchen. Da waren auch gleich die Stürze und das ganze Wasserschlucken vergessen. Immerhin habe ich das gleich dreimal innerhalb weniger Minuten wiederholt.
Nichts desto trotz sind wir dann weiter nach Norden gefahren, da wir noch ein gutes Stück Australien durchfahren wollen und es gibt noch ‘ne ganze Menge zu sehen.
Zum Beispiel Fraser Island, die größte Sandinsel der Welt. Mit frei lebenden Dingos, herrlichen Stränden und einer faszinierenden Fauna. Alle meinen, dort muss man gewesen sein. Da man die Insel nur mit Allradfahrzeugen befahren darf, können wir nicht mit Horst übersetzen, sondern müssen uns entweder privat einen 4WD mieten oder uns einer mehr oder weniger großen Gruppe anschließen.
Wir sind nun in Hervey Bay, auf dem Festland gleich neben Fraser Island, aber auch hier macht uns das Wetter wieder einen Strich durch die Rechnung. Mittlerweile regnet es hier seit zwei Tagen. Der Wetterbericht meldet Sonnenschein, während wir aller halben Stunde von heftigen Schauern heimgesucht werden. Das ist schlimmer als in Bali! Es sieht leider nicht so aus, als wenn das in absehbarer Zeit besser wird. Wenn es morgen keine anderen Vorhersagen gibt, werden wir weiter gen Norden fahren und von Sydney aus noch einmal hier her fliegen und uns Fraser anschauen!

Vielleicht sehen wir dann auch noch mal ein Schauspiel der besonderen Art, von dem wir gestern überrascht wurden. Aus einem kleinem “Vogelschwarm” am Horizont entwickelte sich innerhalb weniger Minuten ein Meer von Flughunden. Tausende von Tieren erhoben sich zur Abenddämmerung und kreisten über dem Ort. Teilweise war der ganze Himmel schwarz vor Tieren! Keine Frage - Australien ist Flughundland!

Bis denne

Der BERND und Yaron

Sunshine Coast

Samstag, 10. Juni 2006, 13:47. Tag 55 der Reise.

Nachdem wir schon auf die nicht existenten Koalas drauf reingefallen sind, haben wir uns schon wieder täuschen lassen. Zwar sind wir jetzt hier an der Sunshine Coast (von Yaron auch Sushi Coast genannt), aber in den letzten zwei Tagen hat es mehr geregnet als während unserer ganzen Reise bis jetzt.

Leider passt das nicht ganz zu unseren Plänen, hier noch ein paar Tage das Surfen zu üben. Weiter im Norden wird das kaum noch möglich sein, da dort das Great Barrier Reef größere Wellen verhindert. Das Landesinnere hier in der Gegend, soll aber auch - außer Langeweile - nicht viel zu bieten haben. Also bleibt uns nix anderes übrig als zu warten, bis das Wetter wieder besser wird.

Das nächste Highlight wird dann Fraser Island, das sind aber noch ein paar Kilometer bis dorthin. Bis dahin könnt Ihr Euch noch die neuen Bilder von uns anschauen!

Bis denne

BERND und YARON

geplatze Surfträume

Samstag, 3. Juni 2006, 13:06. Tag 48 der Reise.

Danke noch mal für die vielen Geburtstagsgrüße per SMS, Mail, Telefon oder hier auf den Seiten. Trotzdem war der diesjährige 28. Mai irgendwie nicht mein Tag. Das Tagesziel hieß eigentlich Surfen. Aber es wurde nix draus.

Wir kamen recht spät vom Parkplatz los, da es dort kostenlos Strom gab und wir ein bissl was am Rechner zu tun hatten. Bayron Bay, wo es recht gut zum Surfen war, hatten wir schon hinter uns gelassen und da wir nicht umkehren wollten, ging es nur gen Norden. Doch überall waren uns die Wellen viel zu hoch oder waren nicht zum Surfen geeignet. Also hieß es wieder einsteigen und weiter fahren.

Als wir dann die Grenze zwischen New South Wales und Queensland überfuhren, fing auch schon das schlechte Wetter an. Gleichzeitig veränderte sich die Umgebung sehr stark. Anstatt einfacher Häuser in beschaulichen Dörfern, sahen wir die riesigen Betonburgen der Gold Coast, die an Gotham City oder Metropolis erinnerten. Zusammen mit dem schlechten Wetter und der immer tiefer stehenden Sonne, war meine Stimmung nicht gerade die Beste, da es sich

immer weiter abzeichnete, dass es mit dem Surfen nix werden würde. Und so war es denn auch.

Dafür entschädigte mich der nächste Tag. Das Wetter war super, die Betonklötze wurden kaum noch beachtet und die Wellen waren uns gewogener. Auch wenn’s mit dem auf dem Board stehen noch nicht ganz geklappt hat, hat das Surfen wieder richtig viel Spaß gemacht.

Bis denne

der BERND

P.S. Wir haben die Seite “Reiseroute “ein wenig gepimpt und neue Bilder online gestellt.

Darf ich vorstellen: Horst

Samstag, 3. Juni 2006, 12:49. Tag 48 der Reise.

Achtung, aufgepasst die Namenssuche ist zuende. Nach langem hin und her haben wir uns geeinigt, dass unser Van, vormals als Büsschen bekannt, nun Horst heißt. Andere passende Namen haben wir leider ausschließen müssen, da wir in Deutschland Namensvettern kennen, die das nicht für gut geheißen hätten (Beispiele nenne ich jetzt mal keine).

Mit dem Pimpen von Horst sind wir auch noch lange nicht fertig. Neben einem zweiten Dosenhalter vorn (jetzt können wir beide Kaffeetassen hinstellen, ohne dass sie umfallen), hat sich vor allem von Außen einiges getan. Zwei große 240days-Aufkleber zieren die Seiten mit den Konterfeis von Yaron und mir. Drucken lassen haben wir das ganze in einem kleinen netten Signshop in Byron Bay. Falls ihr also mal in der Nähe seid und auch so was in der Art braucht, dann schaut doch einfach bei Neils „seesaw signs” vorbei.

Was uns für unterwegs noch fehlt, ist unsere eigene kleine Brauerei. Ein “brew micro kit” gibt es hier in fast jedem Supermarkt und bei den extrem hohen Bierpreisen wollen wir das ganze auch mal ausprobieren. Leider war es bis jetzt nachts immer zu kühl. Aber da wir immer weiter nördlicher kommen, wird es schon bald das erste 240days-Bier geben.

Mittlerweile haben wir das Auto auch auf Yaron umgeschrieben und das vorher nötige roadworthiness certificate machen lassen. Dies ist aber in keinster Weise mit dem deutschen TÜV vergleichbar. Der Mechaniker schaut sich den Wagen kurz von unten an, fährt einmal um den Block und das war’s. Trotzdem meinte er zu uns, dass wir den besten Backpackerwagen haben, den er je gesehen hat. Irgendwie beruhigend.

Bis denne und bald
BERND

...doch Du schaust weg, Dein Termin ist einfach wichtiger als ich. (Clickclickdecker)