Staatsbesuch

Montag, 24. Juli 2006, 11:00. Tag 99 der Reise.

Voller Staunen blicken wir noch immer auf die Stromatolithen zurück, als wir letzte Woche Dienstag die Hutt River Province betreten. Dort hat sich ein Bauer in den 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts aus wirtschaftlicher Not von Australien losgesagt, damit seinen eigenen Staat gegründet und das Ganze ist auch noch rechtens. Zumindest beruft er sich auf ein steinaltes Gesetz und bis jetzt hat noch kein Gericht gegen ihn entschieden. Offiziell wird das Land von keinem anderen anerkannt, hat aber neuerdings zwei Diplomaten an die Elfenbeinküste entdandt.

Sich selbst nennt er jetzt Prinz, hat auf seinen 75 Quadratkilometern eine eigene Post, irgendwo auch eine Armee und begrüßt seine Gäste selbst. Uns hat seine Majestät höchst persönlich einen Visastempel in den Pass gesetzt und durchs Museum geführt.

Im Großen und Ganzen wirkt das Projekt Hutt River mittlerweile etwas verschlafen, die Häuser sind heruntergekommen, Gäste scheinen auch kaum da zu sein und im Souvenirshop verstaubt der Schnickschnack. Sehenswert war auf jeden Fall die Kirche. Mit je einem Thron für den Prinzen und seine Frau und einer Menge kitschiger, christlicher Bilder an der Wand.

Gen Ende unseres Besuchs war der Staatschef dann doch irgendwohin verschwunden und im Hintergrund hörte man nur noch das Dieselagregat surren (Strom und Wasser bekommt er nämlich nicht aus Australien!), während wir uns wieder auf den Weg machten.

Wieder ein Land auf unserer Weltreise hinter uns gelassen!

der BERND

Monkey Mia

Sonntag, 16. Juli 2006, 12:27. Tag 91 der Reise.

Heute haben wir einen Abstecher nach Monkey Mia gemacht und wollten uns dort Delphine anschauen. Dort angekommen, wurde uns allerdings versichert, dass man nach der Fuetterung vormittags kaum eine Chance hat Delphine zu Gesicht zu bekommen. Das war dann auch so. Als Rettungsanker haben wir uns dann noch ganz in der Naehe die Stromatolithen angeschaut - so etwas wie Gestein, das von Cyanobakterien gebaut wird, die heute noch leben wie damals, als das Leben erfunden wurde. Kruemelige Steine im Wasser, das war echt beeindruckend ;-)

Brumm Broome

Sonntag, 16. Juli 2006, 10:22. Tag 91 der Reise.

Die dritte der tollen Staedte im Norden ((zeitlich) nach Cairns und Darwin) ist Broome. Der Aussenpostenpokal geht auf jeden Fall an Broome - die Stadt, die naeher an Bali als an jeder australischen Grossstadt liegt. Ganz weit im Norden der Westkueste ist sie auf der einen Seite vom Outback, also einer Unmenge an Nichts, und auf der anderen Seite vom Indischen Ozean, einer weiteren Unmenge an Nichts, umgeben. Trotz des vielen Platzes ist die Stadt ziemlich kompakt. Vielleicht ein bisschen zu kompakt, wenn man abends mit der Heimat telefoniert und von einer im Landeanflug befindlichen Boeing B737-700 (na der Bernd hat’s gewusst) unterbrochen wird, die urploetzlich um die zwanzig Meter ueber einem durch die Luft fegt.

Dann doch etwas ausserhalb der Stadt befindet sich der richtige Strand: Cable Beach. Wahnsinn! Feiner sauberer Sand auf einem irre breiten Streifen am Meer. Das ganze bildet auch eine super Kulisse fuer den Sonnenuntergang, der ja an der Westkueste sowieso unschlagbar besser ist als im Rest des Landes.

Beim Verlassen der Stadt macht sich ein komisches Gefuehl breit: Wie kann dieses tolle Fleckchen in der Umgebung von unendlich viel rotem Dreck und trockenem Gebuesch existieren? Waren wir nicht eben noch in der Zivilisation und jetzt sind wir in karger Wildnis? Zivilisationsschock umgekehrt.

Tag achtundachzig und die Hoffnung

Sonntag, 16. Juli 2006, 9:06. Tag 91 der Reise.

Vorvorgestern: Es ist Tag achtundachzig und wir sind zuversichtlich in Richtung Exmouth unterwegs, bis uns die leuchtende Tankanzeige klarzumachen versucht, dass unser Spritverbrauch und damit unsere Reichweite groesseren Schwankungen unterliegen. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt und die naechste Tankstelle ist nun mal die in Exmouth. Zwanzig Kilometer vor dem Ziel fange ich an zu rechnen, wie lange man denn zu Fuss zur Tankstelle und zurueck braucht. Nach dem ersten Ueberschlag verlasse ich mich dann doch wieder auf die Hoffnung. Schliesslich aber kommt es, wie es kommen muss — sonst waere das wohl auch keinen Artikel wert. Es sind noch sieben Kilometer und es geht keinen Meter mehr weiter.

Ich: Wasser, Portemonaie und Jacke geschnappt, mich an die Strasse gestellt und Finger raus. Zeigefinger. Daumen kann hier als eine Beleidigung gedeutet werden. Der zweite, der vorbeikommt, haelt auch gleich an und will mich in die Stadt mitnehmen. Als ich mich freudestrahlend zwischen die Eltern in der ersten und die Kinder in der dritten Reihe im Auto platziere, fragt der Fahrer, ob er uns nicht gleich abschleppen solle.

Als verantwortungsbewusster Familienvater hat er natuerlich ein Abschleppseil dabei und schon geht es los. Es folgen zehn Minuten aufmerksames Hinterherlenken und Bremsen und Ablenkung durch die begeistert winkenden Kinder vor uns. An der Tankstelle angekommen, will sich unser freundlicher Helfer sofort aus dem Staub machen. Aber wir koennen ihn lang genug aufhalten, um ihm zwei unserer leckeren Biere mitgeben zu koennen.

Den Tank wieder gefuellt, gilt es jetzt allerdings herauszufinden, was man nun wie entlueften muss, damit die Einspritzung wieder funktioniert. Also ein kurzer Anruf zu Hause und gleich danach ein noch kuerzerer bei der fachkundigen Verwandtschaft im Mazda-Autohaus. Mit Hilfe unseres Universallieblingswerkzeugs, dem Franzosen, ist der Rest ein Kinderspiel und wir sind wieder auf Achse. :-)

Wir fahren!

Sonntag, 9. Juli 2006, 5:28. Tag 84 der Reise.

Ja, wir fahren. Wir fahren kurz nach dem Sonnenaufgang los, bis die Sonne wieder hinterm Horizont verschwindet. Mal ne kurze Pinkelpause, ab und zu müssen wir Tanken oder Oel nachfuellen, aber sonst fahren wir nur.

Kann man sich fragen, warum schauen wir uns nichts an. Ich will es mal so beschreiben: mal kurvige, mal endlos lange gerade Straßen, andere Fahrzeuge (wenn man Glück hat, grüßt der Entgegenkommende, der auch mal ETC Crimmitschau Fan sein kann!), Bäume (kleine, große, komische, schöne, buschige, einzeln stehende, …), ein paar kleine Berge links und rechts, dazwischen viele Ebenen, hier und da mal ein totes Wallaby auf der Straße oder ‘ne lebende Kuh am Straßenrand, ab und zu Termitenhügel (große, kleine, riesige, komische, kaum schöne, einzeln stehende, tausende), keine Wolken am hellblauen Himmel, hier und da ein Buschfeuer, das ein oder andere Straßenschild, dass auf einen Floodway, einen Creek oder eine entfernte Station hinweißt oder daran erinnert, daß das nächste Haus oder die nächste Siedlung noch 280 Kilometer entfernt ist. Für einen tollen Lookout fahren wir schon mal hundert Kilometer Umweg. Aber für ein paar Ziele abseits der Straße, haben wir nicht das richtige Fahrzeug, Horst ist eben nur ein 2WD - wir mögen ihn trotzdem! Man kann also eigentlich alles vom Auto aus sehen, was es zu sehen gibt. Für die Nacht parken wir dann auf einen der Rastplätze, in einer Einfahrt oder auch mal auf der Landebahn eines verlassenen WWII-Flugfeldes.

Hier gibt es auch nur die eine befestigte (für Talia: bitumierte) Straße, die uns gen Westen führt. Mittlerweile sind wir zumindest in Western Australia angekommen und Broome ist unser nächster Anlaufpunkt. Mal schauen, was uns da erwartet.

Darwin zumindest hat uns recht gut gefallen. Ein paar Stunden haben wir in einem Biergarten verbracht und uns mal wieder ein richtiges Becks gegönnt! Am Abend haben wir uns den hoch gelobten Mindil Beach Sunset Market angeschaut. Eine Mischung aus Kunstmarkt und Fressbudenmeile gemixt mit einem Hauch Rummelgefühl, dazu eine Portion Dresdner Neustadtfeeling – recht nett. Halb Darwin schien auf den Beinen zu sein, um sich hier und da einen Happen von den Asiaimbißen zu holen und das Ganze dann neben den Buden mit Freunden und Bekannten im kollektiven Picknick zu verspeisen. Im Hintergrund spielt dazu ein Didgeridoo oder eine Band gibt dem Publikum eine Kostprobe ihres Talentes. Uns hat es wieder gefallen, das recht urbane Lebensgefühl in einer Stadt, die gerade mal die Größe einer etwas größeren deutschen Kleinstadt hat!

Morgen können wir dann endlich unser selbstgebrautes Bier probieren. Die zwei Wochen Falschenreifezeit sind dann um und wir sind gespannt, ob wir gleich alles wegkippen können oder doch jeden Abend eine Flasche Selbstgebrautes genießen werden!

In ein paar Wochen kommen Madeleine und Mario zu Besuch und bis dahin wollen wir noch ein Stück Western Australia sehen, wenn’s klappt beim Harvesten ein paar Dollar verdienen und noch ein paar tausend Kilometer bis Melbourne fahren! Jetzt schauen wir uns aber erst mal Broome an und gehen an den Strand baden!

Bis denne

BERND und YARON

P.S.: Elvis lebt!

Darwin

Donnerstag, 6. Juli 2006, 11:08. Tag 81 der Reise.

Mittlerweile sind wir am noerdlichsten Punkt unserer Reise angekommen, in Darwin. Am Nachmittag haben wir erst einmal richtig schoen in einem Strassencafe gechillt, unter anderem mit einem echten Becks!

Horst haben wir auch mal wieder gepimpt: neue Boxen mussten her, da die Alten absolut nicht mehr hoerbar waren! Eine neue Heizung fuer den kalten Sueden wartet nun auch auf ihren Einbau!

Heut Abend gehts dann schon wieder weiter gen Westen!

Viele Gruesse aus der Ferne

BERND und YARON

Endlich einmal etwas, dass länger als vier Jahre hält. (Tomte)