Freitag, 2. Juni 2006, 17:30. Tag 47 der Reise.
Die Ulli hat mich vor ein paar Tagen nach unserem Durchschnittstagesablauf gefragt und wie wir solche Sachen wie Dreckwaesche, was zu Hause ja gar kein Problem ist, hier so unterwegs beseitigen.
Ich fang mal beim Tagesablauf an. Also um sechs/halb sieben geht die Sonne auf, eine halbe Stunde spaeter stehen wir auf. Warum so zeitig? Erklaert sich weiter unten.
Dann wird zaehnegeputzt, haben zwei Wasserkanister fuer sowas, und gefruehstueckt. Fuer die Lebensmittel haben wir zwei Kisten: eine Kuehlbox, hier Esky genannt, die durch 4 Packs Partyice (Eiswuerfel) fuer $1,50 bis $4 kuehl gehalten wird, und eine einfache grosse Plastekiste fuer den Rest.
Zum Fruehstueck gibt es Cornflakes (machen satt und bringen noch etwas mehr Abwechslung rein), Broetchen (wenn sie billig waren) oder Brot (auch dunkles, das allerdings schon bissl teuer) mit Schinken, Pepperonisalami, Kaesescheiben, Frischkaese, Erdnussbutter oder Nutella. Bis auf Nutella qualifizieren sich alle Brotbelaege durch ihren relativ niedrigen Preis. Sind aber trotzdem noch teurer als in Deutschland. Dabei machen wir uns gleich noch jeder zwei Brote mehr fuer unterwegs.
Der Vitaminbedarf wird entweder ueber den schwindenden Vorrat an Brausetabletten aus der Heimat gedeckt, oder ueber Aepfel, Kiwis oder vorgefertigten Blattsalat-Mix, falls etwas davon gerade guenstig war.
Spaetestens danach, oft aber auch schon am Vorabend, wird das Tagesziel festgelegt. Das beginnt meistens mit Saetzen wie “Schau mal, da ist ein Nationalpark, findest Du dazu was im Lonely Planet?” oder “Hey, cool, schau mal, ein Ort namens ‘Texas’, dort muessen wir hin!”
Auf dem Weg zum Tagesziel begegnen wir mehreren Woolworth oder Coles, wo wir fast jeden Tag einkaufen. Fuer zwei Tage einzukaufen, wuerde bedeuten, heute wissen zu muessen, was wir morgen essen wollen. Das haben wir ja schon in Dresden nicht geschafft! Im Supermarkt wird dann nach dem Schema “zuerst das Fleisch nach dem Preis heraussuchen und danach die Beilagen beschaffen” fuer das Abendessen, die warme Mahlzeit, eingekauft.
Ist das Tagesziel erreicht, wird im Nationalpark gewandert, am Strand gesurft oder die Stadt besichtigt. In dem Satz sich auch einige Verben und Subjekte untereinander tauschen. Surfen aber nur am Strand! ;-)
Danach heisst es ein Nachtquartier zu finden. Dazu greifen wir uns den tollen “Camps 3″ (erinnert mich an Nimbus Twothousand, hab heute Harry Potter 1 and the Philosopher’s Stone zu Ende gelesen). Dort sind jede Menge guenstige bis kostenlose Ruhe-, Rast- und Campingplaetze verzeichnet. Nachdem die grobe Zielregion festgelegt wurde ist die Prioritaet der einzelnen Plaetze wie folgt: kostenlos mit Dusche -> sehr hoch; kostenlos -> hoch; kostenpflichtig mit Dusche -> mittel bis sehr hoch, je nach seit letztem Duschen vergangener Zeit; kostenpflichtig ohne Dusche -> sehr niedrig.
Damit ist sichergestellt, dass wir, wenn wir nicht durch Strandduschen unseren Wohlfuehlbedarf decken koennen, zuoberallermindest jeden dritten Tag eine richtige Dusche bekommen. Campingplaetze haben auch Vorteile wie Strom fuer den Laptop und Waschmaschinen, doch ich verrate schon zu viel.
Am Naechtigungsplatz angekommen wird meist gleich gekocht und abgewaschen, waehrenddessen meist die Sonne untergeht, die es dabei immer sehr eilig hat. Meistens macht sie sich um achtzehn Uhr aus dem Staub, in juengster Zeit immer frueher, und laesst sich fuer ihr Verschwinden nicht mehr als 15 Minuten Zeit. Dann ist es (Mond gibt es momentan nicht) richtig finster.
Die naechsten wenigen Stunden vergehen mit Lesen, Schreiben, Backgammon spielen (Bernd hat bis jetzt jedes einzelne Spiel gewonnen) oder Karte anschauen. Damit sind wir zwischen um neun und um zehn meistens bettfertig und daher morgens um sieben auch locker ausgeschlafen.
Fuer die, die noch mitlesen, hier noch ein paar Infobrocken zu den Dingen, die ausserhalb der Heimat nicht trivial sind:
Waesche waschen wir in Muenzautomaten auf Campingplaetzen, in Hostels oder an entsprechend ausgestatteten Autobahnrastplaetzen. Waschsalons sind bis jetzt immer teurer gewesen.
Toiletten, die auch sauber sind, muss man suchen. In Hostels und Raststaetten kein Problem, aber auf einfachen Rastplatzen? Nun ja… Der Geheimtip sind Infos. Jedes bedeutungslose Nest mit mehr als fuenfhundert Einwohnern hat eine Touristeninfo. Und die hat eine Toilette. Noch dazu eine saubere!
Einkaufen kann man sieben Tage in der Woche und meist von bevor man dort sein kann bis mindestens um zweiundzwanzig Uhr. Woolworth und Coles sind unsere Freunde. Aldi war eine ganz besondere Erfahrung, wie nach Deutschland gebeamt zu werden, ist aber sehr selten anzutreffen. Die Lebensmittelpreise sind etwas bis deutlich hoeher als in Deutschland. Aepfel fuer vier Dollar, Bananen fuer acht, Fleisch fuer siebzehn. Kilopreise. Und einen Dollar gibt es fuer eineurosechzig.
Uebernachten ist im Bus unschlagbar guenstig. Campingplaetze kosten ca. $25, Zweibettzimmer $60, zwei Schlafplaetze im 5-Mann-Zimmer $40. Schlafsaecke haben wir ja, und das Bett und die Matratze waren schon im Bus, den wir so natuerlich auch wieder an Traveller verkaufen werden. Auch wenn ich mir heute noch nicht vorstellen kann, den wieder herzugeben.
Sprachprobleme gibt es nicht wirklich. Bernd und ich ergaenzen uns gut: Er versteht, ich werde verstanden. Also uebersetzt Bernd fuer mich ins Deutsche und ich antworte :-) Naja meistens klappt es auch alleine. Wenn sich die Aussies Muehe geben, versteht man jedes Wort auf Anhieb und ohne Probleme. Nur machen das nicht alle.
Ich hoffe ich habe niemanden gelangweilt und konnte allen, die Zweifel hatten, zeigen, dass das doch alles eigentlich ganz leicht ist!
Bis denn dann!
Yaron