Outback
Musik fuer das Roadmovie durch das Outback: The Notwist, Home Of The Lame, die Girls In Hawaii, der Walk The Line OST, auch die rauheren Tomte-Songs. In den einzigen beiden relevanten Staedten — Mt Isa und Alice Springs — kommt noch unser absoluter Lieblingssender dazu: Triple J! Da laeuft dann alles moegliche an australischem/britischem Indy. Ganz fein zum Beispiel: eine Streicher-Version von Radioheads “2+2=5″ vom noch nicht erschienenen Cover-Album. Muss ich doch gleich mal wieder meine Amazon-Wunschliste aktualisieren. :-)
Da haben wir auch gleich das Haar in der Australiensuppe gefunden! Kein Amazon, Cyberport, ! Fragt man nach Tips zum Online-Shopping, bekommt man eBay als einzige Antwort. Okay, die Post braucht in manche Ecken schon mal zehn Tage, aber die Haelfte der Australier wohnt eh in der ein oder anderen Millionenstadt.
Zurueck zum Outback. Von Cairns aus sind wir auf dem Savannah Highway gen Westen und spaeter auf dem Matilda Hwy nach Sueden gefahren. Beide Highways bestehen zu grossen Teilen aus nur einer bitumierten Spur, die man sich mit der Gegenrichtung teilt. Wenn einem dann aller zwei bis zehn Minuten jemand entgegenkommt, weicht man wie der andere zur Haelfte auf den mit Schotter befestigten Randstreifen aus; bei Road-Trains macht man auch gern mal die ganze Spur frei.
Die sagenumwobenen Road-Trains sind aber in Wirklichkeit nicht nimmer-enden-wollende, steinewerfende und damit Frontscheiben-fressende Staublawinen. Ich wuerde eher sagen es sind LKW mit Anhaenger (kennt man ja) mit Anhaenger hintendran (so wie die LPG-Laster in Deinem Heimatdorf). Ganz selten haengt noch ein weiterer Anhaenger dran. Aber das ganze ist in Queensland auf 50, hier im Northern Territory auf 53,5 Meter Laenge beschraenkt - ist also im Grunde schnell vorbei.
Eine schoene Sache, die Dich sofort in der Reihe der Gleichgesinnten willkommen heisst, ist das gegenseitige Gruessen: vom laessig vom Lenkrad abgespreitzten Zeigefinger, ueber das hippieske Peace-Zeichen, bis zum freundlichen Winken. Auf den groesseren, bis zu achzig Kilometer langen, perfekt geraus laufenden Abschnitten freut man sich schon auf diese Ablenkung durch den sich lange vorher ankuendigenden Gegenverkehr.
Klingt langweilig? Weit gefehlt! Nirgends kann man besser die Seele baumeln und die Gedanken schweifen lassen. Schleichend veraendert sich der Ausblick, jede Stunde kommt ein neue Baumart hinzu oder verschwindet, die Buesche veraendern ihre Form, oder man entdeckt kleine, weiss bluehende Blumen. Im Zentrum wird all das von einem reinen, blauen Himmel ueberdacht. Wolken dringen nicht so haeufig so weit ins Landesinnere vor.
In 20 Meter Abstand zur Strasse verlaeuft oft ein Weidezaun. Es gibt aber auch grosse ungeschuetzte Strecken, da laufen dann manchmal die Rindviecher auf der Strasse herum. Der Zaun verlaeuft dann nur zwischen den Laendereien und da, wo er eine Strasse kreuzt, besteht diese dann nur aus einem fuer oben genannte Huftiere unueberwindbaren Gitter.
Die beiden grossen Highways (Barkly Hwy: Ost-West und Stuart Hwy:Nord-Sued) sind komplett zweispurig, also eine Spur pro Richtung. Es herrscht auch ein Stueck mehr Verkehr, doch das Outback-Feeling bleibt. Auch hier faehrt man abends einfach ein Stueck neben die Strasse und hat damit seinen Rastplatz fuer die Nacht gefunden.
Gestern hat es uns dann zum groessten Konkurrenten des Sydney Opera House in Sachen beliebtestes Postkartenmotiv gefuehrt: dem Uluru (von alles in Besitz nehmenden Weissen auch mal Ayers Rock getauft). Und echt: es handelt sich um ein einiziges, ueberdimensional grosses, rotes, abgerundetes Steinchen.
Die Aboriginals bitten, dieses eine ihrer vielen Heiligtuemer nicht zu besteigen. Der Lonely Planet schreibt dazu, man wuerde ja auch nicht waehrend einer Messe auf den Altar im Notre Dame klettern. Stimmt. Hat aber nix mit Uluru zu tun.
Die Besteigung ist ganz schoen hart. Das sollte fuer die meisten der Hauptgrund sein, es zu lassen. Es muessen auf einem sehr steilen “Weg” ueber 300 Hoehenmeter ueberwunden werden. Ausrutschen sollte man da auf keinen Fall, sonst legt man moeglicherweise die gesamte Strecke zurueck nach unten innerhalb weniger Sekunden im Rollen zurueck. Innerhalb der letzten Jahrzehnte sind auf diese Weise oder durch akuten Herzkasper ueber 70 Menschen zu Tode gekommen. Und da sind wir wieder bei den Aboriginals, die nicht moechten, dass ihre heilige Staette dafuer verantwortlich ist. Von Entweihung, Kraenkung der Goetter oder Beleidigung ihres Glaubens ist nirgends die Rede.
Wir also (wie der Grossteil der Besucher) Kamera, Broetchen und viel Wasser geschnappt, die guten Trekkingschuhe angezogen und los. Nach vielen Pausen und einiger Anstrengung entschaedigt der Blick von oben fuer alles. Da steht man mitten im Nichts auf einem grossen Stein und hat mal richtig Ueberblick ueber das Nichts! Dazu Sonneschein und ein leichter, frischer Wind. Klasse Picknickplatz; leider darf man weder oben, noch im Umkreis campen.
Wieder unten haben wir uns groesste Muehe gegeben (Blende vs. Belichtungszeit, Weissabgleich, Unschaerfe, Blattwerk im Vordergrund) fuer Euch ein wuerdiges Bild zu machen. Vermutlich hat bei den Postkarten aber Photoshop seine Finger im Spiel. In Natura ist es halt doch einfach ein grosser roetlicher Stein.
Nach einer wiedermal erstaunlich kuehlen Nacht (fuenf Grad gegenueber mindestens 25 am Tag) fuehrt uns heute der Stuart Hwy wieder zurueck gen Norden. Das bedeutet nach Alice zwei Tage lang nur Sonne, Highway, und aller paar hundert Kilometer eine Tankstelle. Also ich freu mich drauf :-)
Sorry fuer den etwas laenglichen Text, dabei hab ich noch nicht mal die Devil’s Marbels, den Ghan, die Termitenhuegel und ueberhaupt die wilde Tierwelt erwaehnt. Dem Outbackgefuehl kann mit Worten sowieso nicht gerecht werden.
Ganz liebe Gruesse von uns beiden hier ganz weit unten! Vergesst uns nicht und schreibt doch mal wie es Euch so geht!
der Yaron