Dienstag, 12. Dezember 2006, 0:37. Tag 240 der Reise.
Hier noch eine wahre Gute-Nacht-Geschichte, wie sie uns vorige Woche passiert ist:
*filmnoirdetektivstimmeeinstell*
Wir waren auf dem Weg nach Puerto Madryn, einem dieser Nester mit Hafen, wo den Leuten jeder Grund recht ist, nach einer Flasche zu greifen. Als wir in unserem ´05er VW Gol von der Strasse, die die meisten Leute weg- und die wenigsten hinfuehrt, in Richtung City abbogen, trafen wir auf einen grossen, kraeftigen Kerl der etwas baeuerlichen Sorte. Er wollte mit uns in die Stadt, soviel war klar. Doch was trieb ihn dahin?
Einfach fragen? Ja! Einfach? Die Verstaendigung gestaltete sich komplizierter, da sich unsere Spanischkenntnisse jenseits der Bestellung eines ordentlichen argentinischen Steaks und des dazugehoerigen Bieres zu Nichts summierten. Es dauerte die gesamte Fahrt bis an den Rand des Ozeans, um nur eine Sache herauszubekommen: Er war Barkeeper. Am Ziel meinte der geheimnisvolle Fremde noch: “Kommt spaeter in die Bar am Strand, fragt nach ´Tyrko´, ich werde ein Bier fuer Euch bereithalten”. Das glaubten wir jedenfalls verstanden zu haben.
Etwas unsicher, was wir von der Sache halten sollten, trennten wir uns am Abend und Dirk und ich gingen in die besagte Bar. Bernd suchte sich ein anderes Ziel - irgendjemand musste ja noch da sein, um die Geschichte erzaehlen zu koennen, falls etwas schief lief.
Als wir das Lokal betraten, waren wir die einzigen Fremden. Von dem Typen war natuerlich weit und breit nichts zu sehen. Also fragten wir an der Bar nach ihm, doch das Stichwort ´Tyrko´ loeste nur Verwirrung und widerspruechliche Antworten aus. Irgendwo glaubten wir herausgehoert zu haben, dass einer mit diesem Namen in der Bar an der Ecke arbeitet. Die Sache wurde immer seltsamer. Wieso schickt uns der Typ in die falsche Bar? Was sollte dieses leere Versprechen mit dem Bier?
In der anderen Bar war er auch nicht zu finden. Doch als wir hier den Namen fallen liessen, meinte der Barkeeper, das mit dem Bier ginge klar und stellte uns zwei Flaschen und Glaeser auf den Tresen. Doch wer ist nun dieser Tyrko? Wir liessen nicht locker, schon deshalb nicht, da der Barkeeper englisch sprach und wir so jede Information verstanden, die er uns zukommen lies. Was wir herausfanden war nur eine Sache und die machte nichts klarer: Tyrko hiess der Besitzer dieser Bar.
Ein Barbesitzer, der trampt? Die Bar war gross und lief an diesem Abend praechtig. Er sollte sich locker einen Wagen leisten koennen und einen guten noch dazu! Vielleicht war es ja auch nur ein Spassvogel, der uns auf diese Art ein Bier auf Kosten eines anderen ausgeben wollte… Vorsichtshalber fragten wir nach der Rechnung, doch der Barkeeper meinte nur “Ihr wollt wirklich bezahlen?”. Wollten wir nicht. Haben wir dann auch nicht. Aber eine weitere Runde Bier haben wir dankend ausgeschlagen - wir wollten das Ganze auch nicht uebertreiben.
Am naechsten Tag sind wir wieder in die erste Bar, Bernd dieses Mal auch. Das Lokal war einladender, auch wenn wir wieder die einzigen Fremden waren. Am Tisch nebenan scheiterten zwei daran Mensch-aergere-dich-nicht aus der Anleitung heraus zu verstehen. Spaeter entschieden sie sich fuer Dame. Zwei andere spielten Schach. Wir sassen mittendrin, im Intelligenzgefaelle.
Der als Cocktail bezeichnete Sputnik, eine Mischung aus Fernet Branca und Wodka, schmeckte fuerchterlich, aber tat seine Wirkung. Kaum war das Elend ueberstanden, stellten uns zwei Haende eine grosse Flasche Bier und drei Glaeser auf den Tisch. Und die Haende gehoerten zu Tyrko, dem Tramper. Wir verstanden gar nichts mehr. Was macht der jetzt hier in dieser Bar? Und wem gehoert die Bar an der Ecke? Aus dem Typen war dank Sprachbarriere nichts herauszubekommen und wir verliessen die Bar mit mehr Fragen als Antworten.
*filmnoirdetektivstimmeausstell*
Traeumt was schoenes, Gute Nacht! :o)